Siebter Juli 2010.

Nun ist es schon soweit. Wenn dieser Artikel erscheint sitze ich gerade in einem Reisebus der Gesellschaft Hekima und bin auf dem Weg nach Iringa (hier werde ich ein paar Vorkehrungen bzgl. meines Windradprojektes im Waisenheim unternehmen). Im Gepäckraum befinden sich mein Koffer und mein Reiserucksack prall gefüllt mit allen Habseeligkeiten, die ich über das Jahr angesammelt habe.

Richtig. Das klingt nicht nur nach Abschied, das ist auch einer.

Gestern abend habe ich ein letztes Mal den köstlichen Kyela-Reis zu Abend gegessen, ein letztes Mal mit Anna bei Kerzenschein auf der Veranda philosophiert, ein letztes Mal zu der Familie ‚Usiku mwema‘ (Gute Nacht) gesagt, mich ein letztes Mal in mein Bett in Kyela gelegt.

Meine Zeit in Kyela ist zu ihrem Ende gekommen.

Unglaublich viel habe ich erlebt, gesehen, gemacht und getan: Ich hatte das Privileg ein Jahr lang in einem Entwicklungsland – Tansania – zu leben und zu arbeiten.

Unten im Gepäckraum liegen ungefähr 30 kg Gepäck von mir. Was ich aber mitnehmen darf, wiegt weit mehr als das. Es sind die vielen tollen, schönen, frustrierenden, traurigen, glücklichen, schier unvergesslichen Erinnerungen, die ich hier in dieser Zeit sammeln durfte.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Euch allen bedanken.

Vielen Dank für Eure Unterstützung.                                                                                                                                                                                                                         Vielen Dank für Eure e-Mails, Anrufe, Briefe, Päckchen und Pakete.                                                                                                                                                    Vielen Dank für Eure Lese-Treue!                                                                                                                                                                                                                        Vielen Dank, dass ihr für mich da wart!                                                                                                                                                                                                         Vielen Dank, dass ihr es mir ermöglicht habt, all diese Erinnerungen zu machen!

Bevor ich gemeinsam mit Ole und Sophie in Dar es Salaam unsere Beiträge für das in Glücksburg stattfindende Vorbereitungsseminar der neuen Freiwilligen der DTP erstellen werde und schließlich meinen Rückflug zum Hamburger Flughafen antreten werde, verschwinde ich heute in ein weiteres – diesmal privates – Abenteuer. Mit einem spärlich gefüllten Reiserucksack begebe ich mich ab Sonntag von Dar es Salaam aus auf die touristische Seite Tansanias, um das Land was ich vor allem über die Menschen, Sprache und Kultur habe kennenlernen können nun auch geographisch weiter kennen zu lernen!

Bis bald in Deutschland, Eure Isabelle

Published in: on Juli 7, 2010 at 2:59 pm  Kommentar verfassen  

So you finally know that you control where you go – you can steer.

Nachdem ich vor einigen Wochen meinen Artikel über das Scheitern meines Windrad-Projektes veröffentlicht habe, bekam ich von meinem Mitfreiwilligen Constantin eine Nachricht.

Constantin ist für die Firma Redcot (Renewable Energy Development Company Tanzania – http://www.redcot.co.tz) in Dar-es-Salaam eingesetzt. Dort ist er mit der Entwicklung und Verbreitung verschiedenster Arten von erneurbaren Energien beschäftigt. REDCOT ist die einzige Firma in Tansania, die Windkraftanlagen in Tansania herstellen. Aus alten Autoteilen u.ä. bauen sie Windkraftanlagen und verkaufen diese. Nachdem er meinen Artikel auf meinem Blog gelesen hatte und selber auch aufgrund von Hierarchie- und Kommunikationsproblemen verärgert war, schrieb er mir mit einem Vorschlag.

Das Projekt klinge zu gut, er säße an der Quelle, ob ich nicht mit ihm gemeinsam einen letzten Versuch wagen würde, das Projekt doch noch zu einer Genehmigung zu bringen. Sofort haben wir gemeinsam losgelegt.

Aufgrund von Constantins Teilnahme wurde nun auch der Lieferant des möglichen Windrades innerhalb meines Projektes festgelegt – REDCOT. Da REDCOT aber (für tansanische Verhältnisse) nur große Windkraftanlagen ab einer Nennleistung von 5KW herstellt, musste auch ein neuer Plan bezüglich der Finanzierung entwickelt werden.

Gemeinsam haben wir also kleinere Veränderungen innerhalb des Projektantrages vorgenommen und mit sehr viel Mühe schließlich doch eine Genehmigung erhalten.  Unmittelbar nachdem wir diese erhalten haben sind wir direkt zum IOP nach Ilula gefahren. Dort haben wir zunächst in längeren Gesprächen mit der Leiterin des IOP,

Berit Skaare und ihrem Stellverstreter Edson Msigwa, unser Vorhaben vorgestellt und auch hier ZUstimmung bekommen. Außerdem haben wir eine sogenannte Feasibility Studydurchgeführt (Umsetzbarkeitsstudie). Mittels dieser Studie sollte vor Ort festgestellt werden, ob die Windkraftanlage auch auf dem Gelände des IOP aufgestellt werden könne, was für weitere Kosten (u.a. Kabellänge und Unterbringung für die Systemtechnik) zu berücksichtigen sind.

Nachdem all diese Schritte abgeschlossen wurden, konnten wir los legen und versuchen Sponsoren für das Projekt zu finden.

Folgende Kosten gilt es zu decken:

Windkraftanlage 5KW (von REDCOT)     24,700,000 TShs
Notwendige Baumaßnahmen                        2,617,000 TShs
Verkabelung Lager / Arbeitshalle                2,000,000 TShs
Arbeitskosten (für Baumaßnahmen)               500,000 TShs
_______________________________________________________
GESAMTKOSTEN                                            29,817,000 TShs
[1 EUR = 1775 TShs                                           ca. 16,798 EUR]

Im Rahmen eines Programms der Deutschen Botschaft in Dar-es-Salaam, mit welchem sogenannte Kleinstprojekte mit bis zu 10.000,- EUR unterstützt werden, erhofften wir uns einen Großteil der Kosten abdecken zu können. Von Tanja Neubüser, der Geschäftsführerin der DTP bekamen wir die Warnung, das dort recht lange dauert, bis die Anträge bearbeitet wären. Matthew Matimbwi, der Geschäftsführer von TASEA und einziger vehementer (nach wie vor) Gegner unseres Windradprojektes, hätte im Januar einen Antrag eingereicht und würde immer noch auf die Bearbeitung dieses warten.
Wir haben also zunächst e-Mail Kontakt zu der Zuständigen Mitarbeiterin der Botschaft aufgebaut und schnelle einen Termin bei ihr bekommen können, so dass wir uns schon eine Woche später mit ihr trafen, um das Projekt persönlich vorzustellen und eine erste Anfrage zu einer möglichen Kostenübernahme zu stellen. Nach einer halben Stunde verließen wir die Botschaft wieder mit der Aussage: Findet die fehlende Geldmenge und ihr bekommt die 10.000,- EUR von der Botschaft.

Leider hat die uns zur Verfügung gestellte Zeit nicht gereicht, um für die verbleibende Geldsumme ebenfalls Sponsoren zu finden. Wir werden das aufgebaute Windrad also nicht mehr vor unserer Abreise sehen, weiterhin sind wir auf der Suche nach Sponsoren und Spendern. Mitte dieser Woche werde ich ein letztes Mal ins IOP fahren, um dort zu besprechen, welche Schritte durchgeführt werden müssen, sobald Constantin und ich von Europa aus den Startschuss geben.

Innerhalb von 3 Wochen gelang es uns nicht nur endlich eine Genehmigung für das Projekt zu bekommen, sondern auch alle nötigen und möglichen Schritte durchzuführen, sowie eine feste, jedoch bedingte, Zusage für ein Hauptsponsoring zu bekommen. Auch wenn wir immer wieder vor sehr hohe Wände gestoßen sind und diese erklimmen mussten, Rückschläge bekommen haben und wiederholt in unserem Vorhaben und unserer Arbeit zurück geworfen wurden, ist es uns dank unserer Hartnäckigkeit gelungen das Projekt nun endlich umsetzen zu dürfen! Wir geben unser bestes!

Published in: on Juli 5, 2010 at 10:32 am  Kommentar verfassen  

Was heißt normal?

Was ist mein ’normal‘?

– alle paar Wochen eine Leine voller Unterwäsche im Zimmer hängen zu haben

– unter einem Mosquitonetz zu schlafen

– um z.B. 21 oder 22 Uhr ins Bett zu gehen

– den Sonnenuntergang um 18Uhr zu gucken

– um z.B. 20h30 Orion, Kreuz des Südens, den großen Wagen, den Skorpion uvm beim Zähne putzen zu betrachten

– vegetarisch zu essen

– mich anhand einer zerschnittenen Plastikflasche zu waschen

– in Flip Flops ins Büro zu gehen

– sich mit Wildfremden zu unterhalten

– zu schwitzen

– täglich Reis zu essen

– mit der Hand zu essen

– nie die Fenster zu schließen

– beim prasseln des Regens mitten in der Nacht grinsend im Bett zu liegen.

– Hühner die durch die Küche rennen

– Kühe im ‚Vorgarten‘

– von Wildfremden mit meinem Namen angesprochen und gegrüßt zu werden

– 14 Stunden am Stück im Bus zu sitzen

– Staub

– Mücken / Mückenstiche

– Tiere (Katze/ Kakerlake/ Käfer jeglicher Art und Größe/ Heuschrecken/ Fledermäuse / Glühwürmchen etc) in meinem Zimmer zu haben

– keine Neuigkeiten zu bekommen

– Durchfall

– Mzungu genannt zu werden

– Käse zu vermissen

– Pommes aus der Plastiktüte zu essen – (wie normale Einkaufstüten, die ich aus Deutschland kenne) – Tüte auf, Pommes rein, Salz drauf, Ketchup drüber, mit der Hand essen

– nicht anonym zu sein

– 2 mal die Woche den ganzen Tag über keinen Strom zu haben

– mein Wasser aus einem Brunnen (ummauertes Loch im Boden) zu ziehen

– beim essen immer nachsalzen zu müssen

– täglich die Melodie der Fussball Champions League zu hören (Klingelton meines Chefs)

– zu sagen ich bin schon unterwegs, liege aber eigentlich noch im Bett

– loszugehen, wenn Du eigentlich schon da sein müsstest

– kleine Kinder die auf mir herum klettern

Das alles und noch viel mehr ist MEIN ’normal‘ – MEIN tansanisches normal.

Published in: on Juni 30, 2010 at 1:38 pm  Comments (2)  

Ein Tag in Kyela – VIDEOEINTRAG

Nachdem ich mehrere Anfragen bekommen habe auch in Videoform zu zeigen, wie ich in Kyela lebe, hier ein Link zu einem kurzen Video über meinen Tagesablauf in Kyela begleitet von dem Tansanischen Chart-Musik-Pendent „Bongo Flava“.

http://www.youtube.com/watch?v=I-rVg-ouzGY

VIEL SPAß!

Published in: on Juni 21, 2010 at 10:02 am  Kommentar verfassen  

Die neue Sprache ‚Kizungu‘

Kizungu als internationale Sprache der Weißen

Im Kiswahili wird mit der ersten Silbe eines Nomens angedeutet, um was für ein Wort es sich handelt.
Ein M vor dem Wortstamm jerumani zum Beispiel (also Mjerumani), bedeutet es handelt sich um einen Menschen, bei diesem Beispiel handelt es sich um einen deutschen Menschen. Ändert man das M in diesem Fall in Ki (Kijerumani) bedeutet es, dass es sich um die Sprache handelt, hier Deutsch.

Wie in dem vorhergehenden Artikel beschrieben, wird das Wort Mzungu in Tansania als Bezeichnung für einen ‚Weißen‘ benutzt.
Wechsel ich das M mit Ki aus, entsteht das Wort Kizungu – die Sprache der Weißen.

Für Tansanier, die wenig Umgang mit weißen und dementsprechend wenig Erfahrung mit anderen Sprachen haben, sprechen alle weißen eine Sprache – Englisch (eigentlich Kingelesa). Inzwischen wird diese scheinbar von allen weißen genutzte Sprache in Tansania vermehrt kizungu genannt. Aber was bedeutet kizungu? Nutzt man es einfach als eine andere Bezeichnung für die englische Sprache oder ist damit lediglich irgendeine der vielen verschiedenen ‚weißen‘-Sprachen gemeint?

Tansanier können andere Tansanier häufig anhand ihres Aussehens einer gewissen Stammeszugehörigkeit zuordnen.
Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, andere weiße einer gewissen Landeszugehörigkeit zuzuordnen – nicht selten ohne Erfolg. Es fällt mir leichter einen Italiener von einem Schweden zu unterscheiden, als zwei verschiedene Stammeszugehörigkeiten in Tansania auseinander zu halten. Umgekehrt trifft dies für sehr viele Tansanier zu. Als weißer in Tansania wird man sehr häufig von Tansaniern angesprochen. Ist man mit einem anderen Weißen unterwegs und unterhält sich auf irgendeiner nicht-afrikanischen Sprache, so ist es keine Seltenheit, dass man unterbrochen wird. Man wird begrüßt, gefragt was man in Tansania macht und schließlich willkommen geheißen. Oft schon ist es Anna und mir im Süden des Landes passiert, dass wir in einer zwischen uns beiden geführten Unterhaltung gefragt wurden, ob wir englisch sprechen.

Auf Zanzibar widerum habe ich festgestellt, dass es den Tansaniern teilweise sehr gut gelingt die Sprachen auseinander zu halten.
Auf Zanzibar haben die Menschen viel mehr Erfahrung mit Weißen, so ist diese einzigartige Insel doch eines der häufigsten Touristenziele weltweit. Der Süden des Landes, also die mir bekannten Regionen Iringa und Mbeya, sind von Weißen nicht ansatzweise so hoch-frequentiert, wie Zanzibar. Ist man als Reisender oder Gast in einem Land, dessen Sprache man nicht beherrscht, unterwegs so greift man zur Kommunikation doch immer wieder auf eine bestimmte Sprache zurück – Englisch. Fernsehsendungen in denen Weiße vorkommen sind, wenn sie nicht auf Swahili sind auch auf englisch. Fußballübertragungen werden auf englisch kommentiert.

Für viele Tansanier wirkt es also so, als würde jeder ‚Mzungu‘ englisch sprechen – es ist eine logische Konsequenz, dass dies die Sprache ist, die sie mit Weißen assoziieren. Die Weiterleitung, dass die Sprache der Weißen also kizungu genannt wird, liegt nahe!

Published in: on Juni 10, 2010 at 8:56 am  Kommentar verfassen  

Do you want to know the history of…

…the word ‚Mzungu‘?

In unserer Anfangszeit in Kyela ist das Wort Mzungu für uns zu einem alltäglichen Begriff geworden. Auf der allmorgendlichen Fahrt zur Arbeit hören wir aus den weitesten Entfernungen ein aus tiefster Kehle und mit letzter Kraft geschrieenes „Good morning, Mzungu“. Oft können wir noch nicht mal ausmachen woher die Rufe kommen. Wir antworten mit einem gebrüllten „Mambo“ und bekommen vor dem freudigen Lachen der Kinder „Poa“ zurück gerufen. Auf dem Markt ist die an uns gerichtete Frage „Mzungu, una takka nini?“ (Mzungu, was möchtest du?) für uns vollkommen normal. Steigen wir an der Busstation aus einem Reisebus aus, werden wir von einem Chor von „Mzunug, mzungu, mzungu“ Ansprachen begrüßt – Taxifahrer, die darum buhlen, uns als ihre Fahrgäste zu gewinnen.

Woher aber stammt genau dieser Begriff „Mzungu“?

Es gibt viele verschiedene Erklärungen für den Begriff Mzungu. Hier die von Mama Jimmy vertretene Version.

Der Ursprung dieses Wortes liege in dem nicht mehr gebräuchlichen Verb kuzunguka, was so viel wie „einkreisen“ bedeutet.
Zu beginnenden Kolonialzeiten sind die Stämme in Tansania teilweise noch nomadisierend gewesen und entsprechend durchs Land gezogen, um sich Wasserquellen, Weidefläche oder einfach nur Schutz zu suchen. Durch die Kolonialisierung hielten sich immer mehr weiße Menschen in Tansania auf, so dass diese nomadisierenden Stämme immer wieder auf Weiße trafen, wohin sie auch gingen. Es schien, als wäre der Weiße überall, hätte sie eingekreist.
Also hat man vor den Wortstamm zungu die Silbe M gesetzt, die andeutet, dass es sich um einen Menschen handelt und das Wort Mzungu fortan als Bezeichnung für einen Weißen genutzt.

Es gibt viele verschiedene Erklärungen für den Ursprung des Wortes Mzungu. Der Wahrheitsgrad dieser Erklärung ist mir nicht bekannt, in meinen Augen klingt sie jedoch recht plausibel.

Inzwischen heißen wir nur noch vereinzelt Mzungu und meistens nur noch Susi, Anna oder Isa. – Die drei in Kyela lebenden Weißen. Irgendein Name wird gerufen, ganz gleich, ob da auf dem Fahrrad auch die zu dem Namen gehörende Person sitzt…

Published in: on Juni 4, 2010 at 12:43 pm  Kommentar verfassen  

Das Gewissen

Anfang Februar bin ich alleine mit der Busgesellschaft ‚Upendo‘ (Kiswahili für ‚Liebe‘) von Mafinga nach Dar es Salaam gefahren. Diese Gesellschaft ist eine der günstigeren Busgesellschaften – wenig komfort, viele Pannen – und dadurch stets gut besetzt. Meine junge Sitznachbarin führte 11.000,- TShs mit sich, ein Ticket nach Dar kostet jedoch 15.000,- TShs. Es war recht eindeutig, dass sie 1.000,- TShs für ihre Verpflegung und den Rest des Geldes für die Fahrt bei sich hatte. Nach über einer halben Stunde und einigen Telefonaten hat der Ticketkontrolleur sich auf den Ticketpreis von 11.000,- TShs eingelassen. Nun fuhr das Mädchen für 10 Stunden nach Dar es Salaam ohne einen einzigen Schilling für etwas zu essen oder zu trinken. Kurz zuvor hatte ich mich mit zwei kleinen Wasserflaschen und einer Packung kleine geschmacklos Küchlein eingedeckt.

Nach einer Weile kam ich mit ihr ins Gespräch. Das 14 jährige Mädchen, was nun ohne einen Cent in der Tasche und ohne Handy, in diesem Bus saß, fuhr alleinne nach Dar es Salaam, um sich dort einen Job zu suchen. Mehrfach fragte sie mich, ob nicht ich ihr helfen könnte oder einen Job für sie hätte. Immer wieder schlich sich mir der Gedanke ein, dass sie dies ausschließlich auf grund meiner Hautfarbe fragte. Entschuldigend sagte ich, dass ich selber nur als Gast nach Dar es Salaam führe und ihr nicht helfen könne.

So wollte ich ihr doch zumindest während der Fahrt helfen: Als ich meine Verpflegung nach einer Weile hervor holte bemerkte ich ihre Blicke. Mir war es allerdings wichtig, dass es nicht so wirkt, als würde ich ihr aus Mitleid helfen. Die Kultur Tansanias kam mir zur Hilfe. Karibu Chakula. (wortwörtlich Übersetzung: Willkommen Essen – inhaltliche Übersetzung: Greif zu!). Diesen Satz hört man sobald irgendwo jemand ist, mit dem man ins Gespräch kommt o.ä. In einem Geschäft in Mbeya aß der Geschäftsbesitzer gerade zu mittag, als Anna und ich den Laden betreteten. Nach der üblichen Begrüßungsfloskel bot er uns umgehend sein essen an (was wir natürlich dankbar ablehnten, mit der freundlichen Aussage wir seien bereits satt). Inzwischen kann ich schon gar nicht mehr zählen wie viele mir schon ihr essen angeboten haben. Nachdem ich also dem kleinen Mädchen die Essenseinladung ausgesprochen habe griff sie mit großer Freude zu.

In Dar angekommen, holten mich meine beiden Freunde und Mitfreiwilligen Jan und Constantin vom Bus ab. Als wir uns auf den Weg zu den beiden nach Hause machten, folgte uns das kleine Mädchen auf Schritt und Tritt. Sie blieb stehen, wenn wir stehen blieben, bog ab, wenn wir abbogen. Nach kurzer Zeit und dem Abwägen der Möglichkeiten, blieb mir keine andere Wahl, als dem Mädchen zu sagen, dass ich ihr nicht helfen könne und sie nicht mit uns mit kommen kann.
Sie blieb stehen.

Published in: on Mai 29, 2010 at 4:30 pm  Kommentar verfassen  
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Tansanier schmeißen das Geld aus dem Fenster

WIE BITTE? Tansanier schmeißen das Geld aus dem Fenster? Ihr meint, dies wäre eine etwas gewagte Aussage? Ich sage, es ist eine Tatsache! Um Gottes Willen, ja hat sie denn nun vollkommen ihren kulturellen Anstand verloren, denkt ihr jetzt?

Sobald Tansanier an eine größere Menge Geld kommen, wird es umgehend bis auf den letzten Schilling ausgegeben. Es werden neue Handys gekauft, das Wohnhaus wird renoviert oder erweitert oder gar einfach fertig gestellt, der Fernseher wird ersetzt, ein Kühlschrank wird gekauft, ein gebrauchtes Auto oder anderes. Mama Jimmy hat Anfang des Jahres einige Monate in Dar es Salaam verbracht, und dort bei verschiedenen Behörden verschiedene Gelder eingetrieben, Pensionsgelder, Abfindungen, Prämien, oder was es nicht alles war. Von diesen angeblich 4 Millionen Schilling hat sie in unserem Wohnhaus eine Decke einbauen lassen, die Terrasse wurde gefliest, auf ihrem anderen Haus wurde das Dach renoviert und bei der Gelegenheit gleich die Wände etwas höher gezogen, ein Durchgangszimmer wurde in eine Garage umgebaut, weitere andere kleinere Änderungen wurden vorgenommen. Und für die neu gebaute Garage wurde dann vor einer Woche der gebrauchte Suzuki Geländewagen aus Zanzibar nach Kyela gebracht.

Aber bedeutet dies, Tansanier würden das Geld aus dem Fenster werfen? Und ob es nicht vielleicht besser wäre etwas Geld einfach zur Seite zu legen, für den Fall, dass irgendwann irgendwelche unerwarteten Ausgaben getätigt werden müssen? Lehne ich mich mit dieser Schlussfolgerung vielleicht selber ein wenig zu weit aus dem Fenster?

Die erste Frage möchte ich erst an späterer Stelle beantworten. Ich möchte zunächst aber erzählen, was meinem Kollegen Chaz/Charles widerfahren ist.

Letztes Jahr hat Chaz einen Studienplatz mit Stipendium für einen IT-Studiengang in Groß-Britannien angeboten bekommen. Er konnte ihn nicht wahrnehmen, weil ihm das Geld dazu fehlte. Also entschied er sich dafür bei TMF einen Job als Buchführer anzunehmen und eine Weile dort zu arbeiten, um schließlich genügend Geld gespart zu haben, um sich jenes Studium in Groß- Britannien zu erlauben. Regelmäßig legt er also etwas von seinem Jahresgehalt (2,4 Millionen Schilling) zur Seite. Er hat Geld – aus der Sicht seiner Familie. Daher ist sie vor kurzem auf ihn zu gekommen, erzählt er Anna. Nun muss er zwei seiner Nichten finanziell aushalten. Um die 300.000,-  Schilling jährlich muss er dafür von seinem sowieso schon knappen Gehalt opfern. Traurig und vielleicht auch ein bisschen sauer berichtete er Anna, dass Tansanier deswegen all ihr Geld sofort investieren würden, damit es ihnen niemand anderes aus der Tasche ziehen könnte… Zusätzlich schützt man sich auf diese Art vor möglicher Inflation, abgesehen davon, dass es ohnehin wenig Möglichkeiten gibt Geld ob bar oder unbar so anzulegen, dass es sich für den Investor auch lohnt. Es scheint also durchaus Sinn zu machen, das Geld schnell z.B. in nützliche Gegenstände oder die Verbesserung des Wohnraums zu investieren.

Warum aber schmeißen denn Tansanier nun das Geld aus dem Fenster?

Eine Busreise in Tansania dauert durchschnittlich 12 Stunden häufig weit mehr, selten kommt man unter 10 Stunden davon. Die Fahrten werden mit, wenn man Glück hat, zwei kurzen (2 Minuten) Pausen und einer etwas längeren (7-10 Minuten) Mittagspause ziemlich konsequent durchgezogen (wenn ich jetzt mal von möglichen Pannen-Pausen absehe). Befindet sich seine Haltestelle Zwischendurch, so ist es mir schon öfters passiert, dass man mich aufgefordert hat schneller zu machen, noch bevor der Bus überhaupt hielt und die Tür geöffnet hat, um mich aussteigen zu lassen! Es wird also der Eindruck vermittelt, dass die Busse es etwas eiliger haben.

Unterwegs werden an allen Haltestellen, die im Eiltempo von häufig innerhalb weniger als zwei Minuten angesteuert und wieder verlassen werden, diverse Produkte angeboten. Gekühlte Getränke, Obst, Gemüse, Schuhe, Strohkörbe, gebratener Fisch, gebratenes Hähnchen, Pommes u.v.m. Hat man sich unter der Flut der Verkäufer und Produkte für etwas entschieden, den Kaufpreis erfragt und das Produkt aus dem Korb/Karton gegriffen, den der Verkäufer zum Fenster hoch streckt, ist der Bus häufig schon längst wieder ins Rollen geraten und kurz davor unter Vollgas der Zielhaltestelle entgegen zu jagen. Einem bleibt also oft nichts anderes übrig, als das Produkt zu bezahlen, indem man das Geld einfach aus dem Fenster wirft….

Published in: on Mai 21, 2010 at 8:31 am  Kommentar verfassen  

Ein Freiwilligenjahr in Tansania – Die andere Seite der Medaille

(geschrieben im März/April)

Ich könnte auf meinem Blog ganz viele Berichte darüber schreiben, wie toll es hier ist, wie hilfsbereit und nett die Menschen sind, wie glücklich die Menschen hier zu  sein scheinen, wie spannend und ereignisreich meine Zeit hier ist und wie wohl ich mich hier fühle, und alles entspräche der Wahrheit, nichts wäre gelogen oder  übertrieben. Allerdings habe ich mich dafür entschieden mit meinem Blog zu versuchen ein möglichst realistisches Bild über das was ich hier erlebe und wie es mir hier  ergeht zu vermitteln. Dies bedeutet für mich die gesamte Wahrheit zu berichten. Erlebnisse und Berichte über negative und frustrierende Ereignisse gehören zu einem  solchen, realistischen Bild dazu.

Mein Aufenthalt in Kyela hat sein Bergfest schon erlebt nur noch ein Drittel der Zeit habe ich vor mir, die Integrationsphase scheint mir nicht mehr an erster Stelle  zu stehen, Hierarchien und Strukturen sind mir inzwischen ganz gut vertraut. Neben meinem gemeinsamen Projekt mit meiner Einsatzstellenpartnerin Anna und der bei  Tujijenge aufkommenden Arbeit, sehe ich Kapazitäten mich mit noch einem anderen Projekt zu beschäftigen.

Nach meinem knapp einwöchigen Aufenthalt in dem Waisenhaus Ilula Orphan Program (IOP) [siehe hierzu drei-teiligen vor wenigen Wochen auf diesem Blog veröffentlichten  Artikel] sowie der Wunsch mehr Zeit in die Durchführung verschiedener Projekte zu investieren, haben mich dazu veranlasst ein weiteres Projekt zu entwickeln.
Das bislang nicht an das Stromnetz gebundene Waisenhaus versorgt sich derzeit für wenige Stunden pro Tag mittels eines Dieselbetriebenen Generators mit dem nötigsten  an Strom. Der tagsüber für Büroarbeit anfallende Strombedarf wird über bereits auf dem Dach angebrachte Solar-Panels minimal versorgt.
In einem Gespräch mit der Leiterin und Gründerin des IOP, Berit Skaare, hat sie mir mitgeteilt, dass es ihr Wunsch ist, den gesamten Strombedarf des IOP langfristig  über erneuerbare Energien zu generieren. Der Generator ist nur eine Übergangslösung, nicht nachhaltig und dementsprechend nicht dem allgemeinen Credo der Arbeit des  IOP zu unterlegen.
Zusätzlich wurde mir von dem Besuch eines Deutschen beim IOP berichtet. In einem Gespräch über das Freiwilligenprogramm weltwärts hat sich jener Deutsche, der selber  in die Arbeit mit einem Waisenhaus involviert ist, gegenüber der Leiterin des IOP angeblich recht negativ geäußert, das Programm sei Geldverschwendung, nicht  nachhaltig, es würde keinen Nutzen mit sich ziehen. Berit Skaare zeigte sich nicht im Ansatz überzeugt von der Argumentation des Mannes, im Gegenteil, sie  sagte sie  müsse mehr über das Programm herausfinden, vielleicht ließe sich ja einer dieser weltwärts-Freiwilligen in dem IOP unterbringen.

Diese beiden Dinge sowie meine allgemeine Überzeugung von den Tätigkeiten des Waisenhauses und dessen Projekte, haben mich dazu bewegt ein ziemlich weitreichendes aber verhältnismäßig einfach umzusetzendes Projekt zu Gunsten des IOP zu entwickeln.

Der Bau eines Windrades auf dem Gelände des IOP sollte einen weiteren Schritt tun, um den Wunsch nachhaltiger Stromversorgung langfristig erfüllen zu können. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter/in des IOP sollte die gesamte Kommunikation bzgl. des Windradbaus erfolgen. Des Weiteren wäre jener Mitarbeiter/in in den Genuss  mindestens eines Trainings gekommen, mittels welchem fundiertes Wissen über erneuerbare Energien vermittelt werden sollte. Diese beiden leicht zu verfolgenden Maßnahmen sollten zusätzlich dafür sorgen, dass das IOP eine zukünftige Einsatzstelle für die DTP werden sollte.
Der oder die dort eingesetzte Freiwillige hätte gemeinsam mit dem Mitarbeiter das neue „Renewable Energies“-Projekt weiter verfolgt, die über erneuerbare Energien  generierte Stromversorgung des IOP weiter ausgebaut. Durch die starke Nähe, die das IOP zu der Bevölkerung der Region Ilula hat, genießt das Waisenheim und somit seine  Projekte einen immensen Einfluss. Regelmäßig fährt ein Team des IOP in verschiedene Dörfer der Region, erkundigt sich bei den Familien, die Waisenkinder aufgenommen
haben, nach der Lage und verteilt manchmal gewisse unterstützende Güter wie etwas Salz, Kerosin, Zucker o.ä.. Im Zuge dieser Dorf-/Familienbesuche finden regelmäßig  Trainings statt, bislang u.a. zu Themen wie Hygiene oder HIV/AIDS-Aufklärung und entsprechende Präventionsmaßnahmen. Das neue „Renewable Energies“-Team könnte zwei  weitere Trainings mit ins Programm bringen: erneuerbare Energien und Umweltbewusstsein. Beides Themen, die in Tansania ein sehr großes Verbreitungspotential genießen,  da sie bislang von der Bevölkerung kaum beachtet werden. Eine Kooperation mit der NGO Neema Craft Workshop in Iringa (eine Stunde von Ilula entfernt) hätte dafür  sorgen können, dass die dort von Tansaniern produzierten Ein-/Zwei-Watt Solar Panels (z.B. für das Aufladen eines Handys vollkommen ausreichend) in den Dörfern Ilulas  im Rahmen der Trainings vertrieben werden können. Einfache, günstige Solartechnologie, die den meisten Menschen in Ilula bislang nicht zur Verfügung steht, wäre ihnen neben dem Wissen darüber zugänglich gemacht  worden.
Die in den Dörfern gehaltenen Trainings könnten durch leichte Änderung auch als regelmäßige Unterrichtseinheit mit den im Waisenhaus lebenden Kindern und den  verschiedenen Schulen der Region, zu welchen das IOP sehr engen Kontakt hält, durchgeführt werden.

Mit diesem Projekt wären viele verschiedene Ziele verfolgt worden, u.a.:
– Die Prinzipien der DTP erfüllt und verfolgt: gemeinsames Arbeiten von Tansaniern und DTP-Freiwilligen, Bildungsarbeit im Bereich und die Verbreitung erneuerbarer  Energien
– Die Prinzipien des IOP wären erfüllt und verfolgt: nachhaltige Bildungsarbeit zur langfristigen Bekämpfung von Armut und Krankheiten (insbesondere HIV/AIDS)
– eine interessante, spannende und abwechslungsreiche Einsatzstelle für einen ambitionierten weltwärts-DTP-Freiwillige/n wäre entstanden
– eine bislang nicht von Solarenergie erschlossene Region wäre nun erschlossen, TASEA hätte in eine weitere Region einen Fühler für zukünftige Arbeit gestreckt
– Das IOP würde sowohl in der Arbeit der verschiedenen Projekte unterstützt und hätte zusätzlich die Möglichkeit mit einem weiteren, neuen Projekt die Aufmerksamkeit  zu steigern
– DTP, TASEA und IOP würden alle durch eine neue Partnerschaft/Vereinbarung gegenseitig profitieren
– auch die in der Region lebenden Menschen sowie die in dem Waisenheim lebenden Kinder würden von der einjährigen Präsenz des Freiwilligen nicht zuletzt durch  kulturellen Austausch profitieren.

Das Windrad an der Spitze, als Aushängeschild für das neue Schneeball-Projekt am IOP.
Alles gescheitert, abgelehnt. Ein Vorhaben, das vorerst höchstens auf dem Papier gut aussehen kann. Es wird mir verweigert dieses Projekt in die Realität umzusetzen.

Mir teilweise vollkommen unverständliche und teilweise schlicht falsche Gründe werden angeführt, weshalb die hier in Tansania für mich zuständige Organisation TASEA  das Projekt nicht unterstützt und es mir entsprechend verweigert daran zu arbeiten.
Es bestünde keinerlei vertragliche Vereinbarung zwischen dem IOP, der DTP und TASEA – ein Memorandum of Understanding würde fehlen und das bestehende zwischen DTP und  TASEA sieht es angeblich nicht vor solche Projekte fern der ausgewählten Einsatzstellen zu unterstützen/durchzuführen. Es sei nicht vorgesehen dem IOP die Arbeit bzgl. erneuerbarer Energien abzunehmen, man solle sich dort erst einmal selber mit dem Thema beschäftigen und ernsthaftes  Interesse zeigen, woran man dann mittels solch einen Projektes anknüpfen könnte. TASEA „does not go and plant ideas“.
Kyela, wo die für mich verantwortlichen Menschen seien, wäre zu weit weg, um mir zu helfen, sollte mir etwas passieren.
Außerdem mangele es mir angeblich an Zeit mich mit diesem Projekt zu beschäftigen.
Schlussendlich würde man keinen Profit für meine Einsatzstelle Tujijenge Microfinance sehen.

In einer langen Diskussion mit dem Geschäftsführer von TASEA, dem einzigen vehementen Verfechter dieses Projektes, gelang es mir jedes der von ihm genannten Argumente  zu widerlegen bzw. zu entkräften – dennoch ohne Erfolg, er war nicht umzustimmen. Nachdem er ein weitreichendes Entscheidungsverfahren eingeleitet hat, fiel das letzte Wort in die Hand meines Chefs, hier in Kyela. Seine recht trockene Antwort, ich hätte nicht die Zeit mich um dieses Projekt zu kümmern, außerdem sehe er keinen Vorteil
für Tujijenge. Er schlug vor, dass man mich von Seiten der DTP doch um 3-4 Monate länger in Tansania lassen solle, damit ich dieses Projekt durchführen könnte.
Gescheitert an der Hierarchie.

In Tansania ist es nicht üblich jemandem direkt die Meinung zu sagen. Wird etwas abgelehnt, so wird immer (so zumindest meine bisherige Erfahrung) ein anderer Grund  als der tatsächliche vorgeschoben.
(Ein Bespiel: Unmittelbar neben unserem Wohnhaus wird ein kleines 2 Zimmer-Häuschen gebaut, welches zukünftig ein Kindergarten werden soll. Als von dem Haus nur das  Gemäuer und noch kein Dach vorhanden war, sind Anna und ich häufiger dort hinein gegangen, um die Sterne zu betrachten und uns zu unterhalten. Nach einiger Zeit bat  uns Mzee Jimmy, unser Hausherr, nicht mehr in den Kindergarten zu gehen. Als wir fragten weswegen, sagte er es gäbe in Tansania eine bestimmte Art von Pflanze, die
eine ätzende Wirkung hätte und zu schlimmen Verletzungen an der Haut führen würde. Er hätte Angst, wir könnten damit in Kontakt kommen. Dank der vor unserem Haus  lebenden Kuh ist die Grasfläche dermaßen niedergefressen, dass man sich schon fast darin wälzen müsste, wenn man mit dieser (sicherlich nicht um unser Haus herum  befindlichen) Pflanze in Kontakt kommen möchte. Der wahre Grund wird uns für immer verschlossen bleiben)

Auch in diesem Fall vermute ich einen versteckten wirklichen Grund, der zu der Ablehnung des Projektes geführt hat. In Fällen, die für mich keine solche Wichtigkeit  besitzen ist es für mich nicht das geringste Problem den Wunsch zu respektieren und mich dementsprechend zu verhalten, auch wenn die aufgeführten Gründe weder wahr  noch nachvollziehbar ja fast lächerlich sind. In einem Fall wie diesem Projekt aber, reicht mir ein nicht nachvollziehbarer Grund nicht. Es ist mir zu wichtig, als  dass ich falsche schier lächerliche Gründe akzeptieren kann und das Projekt einfach abhake.
Aus der Sicht meines Chefs kann ich die wahren Gründe einigermaßen klar sehen: Auch er scheint in seiner Handlung von der Kultur bestimmt; Matthews Ablehnung bedeutet für ihn, dass er sich dazu gezwungen fühlt auch ablehnen zu müssen, ganz gleich wie er entscheiden würde wenn er an der obersten Stelle stehen würde. Die wahren Gründe von Matthew wollen sich mir aber leider nicht eröffnen.

Leider sind mir aus kulturellen Gründen die Hände gebunden. Mein Chef hat meinen Einsatz in diesem Projekt abgelehnt, die Autorität zu untergraben kann ich nicht mit  mir vereinbaren.
Jedoch hätte ich erwartet, dass ein Mann wie Matthew, der einige Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat, der stets eng mit deutschen zusammenarbeitet und
mindestens ein Seminar zur Steigerung kulturellen Verständnisses belegt hat, in einer so wichtigen Entscheidung die wahren Gründe anbringen kann.

Ein schönes, vielversprechendes und zukunftsweisendes Projekt scheitert – leider nicht an der Umsetzung oder an Missverständnissen oder an mangelnder Kommunikation,  sondern lediglich an einem mangelnden Memorandum of Understanding und dem extremen Festklammern an Hierarchien. Wobei ich gestehen muss, dass ich befürchte, dass selbst ein bestehendes Memorandum of Understanding, welches ja problemlos noch ins Leben hätte gerufen werden können,
nicht dafür gesorgt hätte mein Projekt zu genehmigen…

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Ich kann für meinen Teil sagen jeden möglichen Weg abgegangen zu sein, wenn nötig auch mehrfach. Der Wille war eindeutig da, ich kann mir nicht vorwerfen mich nicht für dieses Projekt eingesetzt zu haben. Der Wille auf der mir gegenüberliegenden Seite scheint leider nicht da gewesen zu sein, mir ist es nicht gelungen den Schlüssel zu finden, um am Ende des richtigen Weges die Tür für dieses Projekt öffnen zu können.

Ein Jahr in Tansania. Ein Jahr als Freiwillige leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ein Jahr lang lernen was dieses Land ausmacht. Ein Jahr lang damit  beschäftigt sein zu ergründen, ob das was aus meinen Augen ein Problem ist auch hier als solches angesehen wird. Ein Jahr lernen was es bedeutet in einem  Entwicklungsland zu leben und zu arbeiten. Ein Jahr lang auf dem Drahtseil zwischen Freude und Frustration.

Published in: on Mai 14, 2010 at 10:55 am  Kommentar verfassen  

Geschichten aus dem Büro – Nummer Eins.

Dieser Bericht fängt mit einer kleinen Anekdote an.

Tansanier haben eine gewisse Schwierigkeit meinen vollen Namen (Isabelle) auszusprechen.  Was wir in unserer Sprache als weiches s aussprechen entspricht im Kiswahili dem z. Was wir schärfer aussprechen, also Doppel s, ß, oder z entspricht im Kiswahili wiederum dem s. Eine weitere namentliche Schwierigkeit entsteht für mich dadurch, dass viele Menschen im Kiswahili l und r verwechseln.

Zwei verschiedene kleine Kniffe in der Sprache Kiswahili und 100% haben Einfluss auf meinen Namen, nicht immer ohne einen gewissen Entertainment-Faktor… Hinzu kommt, dass ganz ohne Begründung mein Name hier auch schon permanent geändert wurde und nun auf a endet. Auf Rechnungen, beim Arzt oder auf Fahrt-Tickets muss der Name geschrieben werden. So habe ich doch immer wieder interessante Darstellungen meines Namens gesehen, meine bisher liebste Variante: Izabera.

Bei TMF wird ein Computersystem, Financial Solutions, für die Datenpflege genutzt. Bis vor wenigen Wochen noch wurde ein anderes System, Loan Performer, genutzt. Dieses System ließ allerdings nicht zu, dass die Daten über einen Server auch von der Hauptstelle in Dar es Salaam eingesehen werden konnten, so dass man nun auf das erst genannte, neue System umgestellt hat. Vor knapp einem halben Jahr wurden wir auf das alte System angelernt, mit welchem wir fortan immer wieder unterschiedliche Aufgaben erledigt haben. Ende April haben wir dann von Lonjino (Mitarbeiter der Hauptstelle in Dar es Salaam; zuständig für sämtliche Computer- relevanten Dinge; derzeit hier, um das System umzustellen) eine Einführung in das neue System bekommen und konnten direkt anfangen damit zu arbeiten. Leider haben wir seither nicht viel länger als ein paar Stunden daran arbeiten können, da wir durch die derzeit herrschende und sich ganz gut austobende Regenzeit von ständigen Stromausfällen gestört sind.

Nachdem Lonjino uns das System erklärt hat und wir angefangen haben mit Legitimationen/Zugangsdaten unserer Kollegen zu arbeiten, haben wir gefragt, ob für uns auch eigene Zugangsdaten eingerichtet werden. Nach einer Weile kam dann Lonjino zu mir und sagt mir, ich solle meinen Namen in das Benutzerkennungsfeld eintragen.

Isabelle.

Er ergänzte mit dem Passwort.

Sofort erschien eine Fehlermeldung: Das Passwort ist inkorrekt. Wir wiederholen also alles, diesmal ein wenig langsamer. Wieder erscheint die Fehlermeldung.

Lonjino guckt mich schief an und tippt selber meinen Namen in das Benutzerkennungsfeld.

Isabela.

Erneut die Fehlermeldung.

Mit einem weiteren Versuch: Isabella, scheitern wir erneut. Lonjino meldet sich unter der Administratorkennung an und guckt nach. Jetzt endlich können wir mich unter meiner eigenen Kennung anmelden:

Issabele.

Ich melde nun die Daten neuer Kunden im System ein, ich eröffne sowohl ein Kredit- als auch ein Sparkonto für neue Kunden, ich vermelde Kreditanträge, -genehmigungen und -auszahlungen im System. Die monatlich zu leistenden Beiträge, Kreditrückzahlungsrate oder Pflichtsparrate verbuche ich auf den entsprechenden Konten der Kunden. Und auf den gedruckten Belegen erscheint immer der Beweis, das ich, also Issabele, die arbeiten ausgeführt hat…

Published in: on Mai 7, 2010 at 8:12 am  Kommentar verfassen